Unser Puchfreund Horst Fessl ist am 18. Janner 2013 nach langer Krankheit verstorben.
Als ich abends die Nachricht von seinem Ableben bekommen habe, war ich gerade in meiner Werkstatt und habe an meinem Haflinger geschraubt.
Wenn man dann so nachdenkt, warum und wieso ein Freund aus dem Leben geholt wird, so werden viele Erinnerungen wieder geweckt.
Als ich in meinem Mopedalter auf der Suche nach Teilen war, erzählte mir ein Arbeitskollege, dass sein Nachbar sicher einige Mopedteile hat. So fuhr ich als junger Bursche nach St. Peter zu Herrn Fessl. Am Ende dieses spannenden Nachmittags war ich fasziniert von diesem freundlichen, vielseitigen und besonderen Menschen und wurde auch neuer Eigentümer eines riesigen Berges an Moped-teilen. So folgten viele Besuche beim Horst Fessl. Es gab immer was Neues zum Schauen oder zu bereden.
Obwohl er doch gut 25 Jahre älter war, konnte Horst einem mit Rat und Tat weiterhelfen.
Ich staunte oft, wenn alte rostige Motorradteile, die gerade bearbeitet wurden, nach einiger Zeit
als ein ganzes, funkelndes Motorrad in der Wiese stand.
Am Ende meines Mopedalters habe ich die verbliebenen Mopedteile wieder im Keller von Horst eingelagert.
Als Besitzer eines Führerscheines, ist die logische Folge auf ein Puchmoped ein Puchauto.
Horst hatte einen alten reparaturbedürftigen Puch 500 neben seinem Haus stehen. Daraufhin
fragte ich ihn, ob er mir das Auto herrichten und verkaufen könnte.
Die Antwort war: " NEIN!............ ABER ich könnte den Puch so kaufen wie er ist, und in seiner kleinen Werkstatt im Keller selbst restaurieren."
Zu dieser Zeit hatte Horst bereits ein gesundheitliches Problem, das einen anderen Tagesablauf und viele Einschränkungen und Krankenhausaufenthalte erforderte.
Wenn er am Wochenende zuhause war, nahm er sich neben Frau und Haus, auch die Zeit für mein Puchauto und mich. Das Auto wurde komplett zerlegt, viele Neuteile eingeschweißt, Achsen, Motor und Bremsen bis ins letzte Teil zerlegt und wieder zusammengebaut.
So lernte ich immer ein bisschen dazu und mein Puch wurde langsam fertig und fahrbereit.
Weil der Horst einmal meinte, dass Puchteile knapp werden, habe ich meinen Sammlerinstinkt geweckt und ab und zu was eingekauft und eingelagert.
Besuchte Horst andere Puch- oder Oldtimerfreunde, bin ich gerne mitgefahren und habe während der Autofahrt seinen Erzählungen gelauscht:
Von seiner Kindheit, wo er als kleiner Bub in den Kriegsjahren nach Mallnitz übersiedelte und
dort unbewusst mit scharfen Handgranaten spielte, weil sie halt herumlagen.
Vom Hausbau, wo der Puch ein wichtiges Transportmittel war, wo die langen Betoneisen einfach unter dem Auto liegend befestigt an den Stoßstangen nach Hause gezogen wurden.
Und von den Rallye-Jahren, zuerst mit dem Puch 650TR als Privatfahrer, wo man manchmal Teile verwendet hat, die andere Werksfahrer bereits als unbrauchbar entsorgt hatten. Nur so konnte man sich das Hobby leisten. Dann mit dem Renault Gordini. Später mit dem Fiat 124ST.
Von der Arbeit als Techniker in einer großen Industriefirma, und später als Mechanikermeister in einer Fiat-Werkstatt.
Seine große Leidenschaft war das Segelfliegen. Wenn er mit seiner Frau und seinem eigenen Segelflugzeug zwischen Himmel und Erde schweben konnte, war er wohl einer der zufriedensten Menschen auf Erden.
Von seinen Abenteuern in den Lüften gab es auch viel zu erzählen: von den schönen Ausblicken, dem Umkreisen des Großglockners, den Flügen von Nötsch nach Südtirol und retour, und natürlich auch von der Thermik, die einen manchmal verlassen hat, obwohl der letzte Berg vor dem Ziel noch hoch war.
Als er vor vielen Jahren mit dem Segelfliegen aus gesundheitlichen Gründen aufhörte, besuchte er mich mit seinem Motorrad. Ich holte ebenso mein Motorrad aus der Garage und wir fuhren auf die Emberger Alm, um uns die Welt ein bisschen von oben anzuschauen. Für Horst war immer ein bisschen Wehmut dabei, weil die Flughöhe doch ein bisschen höher war.
In all den vergangenen Jahren wurde natürlich auch fleißig geschraubt und gesammelt.
Und leider auch verkauft, um Geld und Platz für neues Projekt zu schaffen.
Und weil der Horst sehr vielseitig war , gabs da die tollsten Fahrzeuge , vom Meisterl-Kabinenroller, R5-Cupauto, Porsche 911 , Renault Alpine 110 , Formelrennautos, usw.
Bei den Mopeds und Motorräder waren die Puch-Sportmodelle stark vertreten und auch BSA, AJS und NSU, weil die waren ein Teil seiner Lehrjahre.
Ein wichtiges Projekt in den letzten Jahren war sein Puch 650TR , den er mit großem Aufwand restauriert hat. Mit diesem Auto hat er zusammen mit seinem Neffen Günter an einigen Oldtimerrennen teilgenommen.
Genauso wichtig war auch sein Puch 500, BJ 1959, den er gerne benutzt hat, um mit seiner Frau
bei schönstem Wetter durch Kärnten zu reisen.
Im letzten Jahr hat sich sein Gesundheitszustand leider verschlechtert und trotzdem war er immer voller Hoffnung auf Besserung.
Die letzten Tage verbrachte Horst, umsorgt von seiner Frau, im Krankenhaus, wo er am 18.Jänner 2013 müde von seiner Krankheit, eingeschlafen ist.
Mein und unser Mitgefühl gilt seiner Frau Gundi, die ihren geliebten Mann natürlich sehr vermisst.
Ein Freund ist von uns gegangen, der immer für uns da war, wenn wir ihn um Hilfe gebeten haben und ihn brauchten.
Aber durch die vielen gemeinsamen Erlebnisse und Erinnerungen wird unser Freund Horst im Herzen und Gedanken unvergessen bleiben.
Christian Trattnig |